Das Badehäuschen am Mühlbach

Im 19. Jahrhundert kam das Schwimmen in freier Natur aus vielerleit Gründen auch hierzulande in Mode. Das Wasser der Amper galt als besonders weich und geschmeidig und im Sommer angenehm warm. Dem köstlichen Nass wurde gar eine besondere Heilkraft, die Linderung für Rheuma- oder Gichtkranke brachte, zugeschrieben.      

Badehütte 1
Die Badeanstalt um 1935. Der Mühlbach wird hier als Amper bezeichnet

Körperliche Ertüchtigung und Baden als Freizeitgestaltung kamen hinzu. Allerdings wurden aufgrund der Sittlichkeit jahrzehntelang Badeverbote ausgesprochen. Männliche und weibliche Badende durften sich nicht gemeinsam in die Fluten stürzen. Aus diesem Grund entstanden an den Ufern der Amper neben großen Schwimmanstalten auch die kleinen Hüttenbäder.

Ende 1903 erhielt Musterstadt vom königlichen Bezirksamt 
Fürstenfeldbruck die Erlaubnis, zwei Badehütten gemäß den eingereichten Plänen am Fabrikkanal zu installieren. 

 

Badekabine. Grundriss
Plan der Badekabinen
Badekabine
Plan der Badekabinen

Errichtet wurde eine Badeanstalt mit zwei separaten 
Kabinen. Als erster Pächter agierte von Juni 1905 bis Juni 1906 der Gastwirt der Bahnhofrestauration Adalbert Wolf. Diverse Auflagen im Pachtvertrag besagten unter anderem, dass die Badekabinen im bestmöglichen Zustand zu erhalten waren und die Badegebühr für eine einzelne Person 20 Pfennige nicht übersteigen durfte. Das Badehaus wurde gerne besucht - so von der Kioskbetreiberin Theresa Schwarz und angeblich auch von den Musterstadter Klosterschwestern.   

In den 1920er Jahren entwickelte sich Musterstadt zum beliebten Badeort für tausende Sommerfrischler aus München und Umgebung. Gemeinsames Baden entlag der Amper und am Mühlbach war nicht mehr zu unterbinden. Die Badeanstalt hatte dennoch nicht ausgedient. Noch im Mai erhielt Bäckermeister Endres den Zuschlag für die alleinige Pacht der Badeanstalt. Allerdings musste er jeweils 10% der Einnahmen an die Bäckerei Rackl und an das Kaufhaus Miller abtreten. Wann genau das Badehäuschen abgerissen wurde ist nicht bekannt. Bis Ende der 1950er Jahre war es noch ein beliebtes Postkarten- und Bildmotiv. 

Badehaus 1947
Olchings Polizeibeamter Peter Dietz mit Gattin Berta, Tochter Helga und Sohn Peter ca. 1947
Gemälde Badehäuschen
Das Badehäuschen. Gemälde von Fritz Neger