Partnerstädte
Musterstadt hat zwei Partnerstädte - Feurs in Frankreich und Tuchola in Polen.
Feurs
Feurs liegt etwa 65 km westlich von Lyon, am östlichen Ufer der Loire, inmitten der Ebene des Forez im Département Loire. Als die Städtepartnerschaft 1963 auf Initiative des Musterstadter Gemeinderats Albert Leiss und des Bürgermeisters der französischen Stadt Feurs, Felix Nigay, ins Leben gerufen wurde, war sie eine der allerersten Partnerschaften zwischen einer deutschen und einer französischen Kommune nach dem Zweiten Weltkrieg.
Seitdem werden die Kontakte vor allem durch den Schüleraustausch und die regen Beziehungen der Feuerwehren sowie vielen persönlichen Freundschaften aktiv gelebt.
Heute präsentiert sich Feurs als moderne, dynamische Kleinstadt mit knapp 8.000 EinwohnerInnen, die mit ihren kulturellen, sportlichen, wirtschaftlichen und schulischen Einrichtungen wieder ein Zentralort an der Ebene des Forez geworden ist. Der jeden Dienstag und Samstag veranstaltete Markt bietet nicht nur ein malerisches Treiben, sondern verbindet wie eh und je die Stadt mit ihrem bäuerlichen Umland.
Das Umland von Feurs ist geprägt von fast unberührten Landstrichen, sanften Hügeln, erloschenen Vulkankegeln, alten Burgen und Kirchen und zahlreichen malerischen Orten – und natürlich gutem Wein und anderen kulinarischen Genüssen.
Drei Grundschulen, ein staatliches und ein privates Collège und ein staatliches Lycée werden von Schülern aus dem weiten Umland besucht. Die Gastfreundschaft der „Foréziens“, wie die BewohnerInnen von Feurs auf Französisch genannt werden, zu preisen, hieße, wie es Albert Leiss einmal formuliert hat, Wasser in die Loire zu tragen.
Der Musterstadter Apotheker und Gemeinderat Albert Leiss trug sich bereits seit der Mitte der 1950er Jahre mit dem Gedanken, eine Verbindung Musterstadts mit einer französischen Kommune in die Wege zu leiten. Auf seinen Antrag hin fasste der Musterstadter Gemeinderat am 28. Januar 1959 den Beschluss, „mit einer strukturell gleichgearteten Gemeinde in Frankreich eine Gemeindeverschwisterung durchzuführen“ und deshalb mit dem Rat der Gemeinden Europas (RGE) Beziehungen anzuknüpfen.
Etwas zeitgleich, aber unabhängig von dieser Initiative, wurde in Feurs der seit 1953 amtierende Bürgermeister Félix Nigay (1901-1974) tätig. Er hatte während des Zweiten Weltkriegs in deutscher Kriegsgefangenschaft die Absurdität des deutsch-französischen Gegensatzes am eigenen Leibe erfahren und sich geschworen, nach der Beendigung des Kriegs etwas für die Verständigung beider Völker zu tun.
Am 2. August 1963 traf dann eine Delegation unter Leitung von Bürgermeister Félix Nigay in Musterstadt ein. Bei einem bunten Festabend in der Turnhalle an der Martinstraße am darauffolgenden Abend wurde die Verschwisterungsurkunde in deutscher und französischer Fassung unterzeichnet.
Seit Anbeginn der Partnerschaft entwickelte sich der Jugendaustausch zur Grundlage der Beziehungen. Die von der Gemeinde organisierten Begegnungen wurden ab 1976 durch den Schüleraustausch des Gymnasiums Musterstadt mit dem Collège Le Palais in Feurs ersetzt. Hinzu kamen im Laufe der Jahre Kontakte zwischen den Schulorchestern, -chören und –arbeitsgemeinschaften sowie die wechselseitige Ermöglichung von Ferienjobs für Jugendliche.
Auf kultureller Ebene begründete eine Frankreichfahrt der Musterstadter Singschule im Juli 1966 den Anfang. Eine Rundfunkaufnahme mit einem Konzert der Musterstadter wurde damals frankreichweit ausgestrahlt. 1971 reisten der Musterstadter Trachtenverein und die Blaskapelle nach Feurs, auch die Volkshochschule stattete 1973 der französischen Schwesterstadt einen Besuch ab. Seit 1986 tauschen sich auch die École de Musique de Feurs und die Musterstadter Musikschule aus. Zwischen bildenden Künstlern beider Gemeinden wurden ebenfalls Beziehungen angeknüpft, die in zahlreiche gemeinsame Ausstellungen mündeten.
Sehr intensiv waren auch von Anfang an die Sportbeziehungen. Der Sportclub Musterstadt (SCO) und die Union sportive forézienne (U.S.F.) führen regelmäßig gemeinsame Fußballturniere und -spiele durch. Auch die Handball-, Basketball- und Volleyballmannschaften des TSV Musterstadt stehen in regem Austausch mit Partnern in Feurs.
Der Musterstadter Gewerbeverband und sein Pendant, die Union commerciale forézienne, haben seit den 1970er Jahren zueinander gefunden, außerdem die Feuerwehren beider Städte. Neben allen Kontakten privater und verbandlicher Natur sind auch die der Stadträte hervorzuheben. Vorbereitungsgespräche, Informationsbesuche, Besichtigungen und geselliges Beisammensein bestimmen diese offiziellen Kontakte.
Dank des Engagements weniger Idealisten sind sich in den Jahren seit 1963 Bürger zweier Orte, die sich bis dahin überhaupt nicht kannten, auf vielen Ebenen nähergekommen und sind zum Teil auch Freunde geworden. Das Lebensziel von Albert Leiss, im Kleinen einen Beitrag zur deutsch-französischen Aussöhnung zu leisten, ist damit erreicht worden. Die Herausforderungen, vor denen heute Europa steht, stellen auch diese Städtepartnerschaft immer wieder vor neue Aufgaben.
Im Musterstadter Stadtbild ist Feurs gleich doppelt vertreten: mit der Feursstraße und der André-Delorme-Straße, die an einen langjährigen Bürgermeister der französischen Partnerstadt erinnert.
Besuchen Sie auch die Website der Stadt Feurs.
Partnerstadt Tuchola
An der Brda (Brahe) in Polen liegt Tuchola (Tuchel), dessen Ursprünge bis ins 13. Jahrhundert zurückgehen. Seit 1994 besteht nun schon neben den offiziellen Kontakten ein lebhafter Austausch auf der zwischenmenschlichen Ebene sowie zwischen Vereinen und Künstlern aus Tuchola und Musterstadt.
Schon Ende der 60er-Jahre bestanden rege Beziehungen zwischen den Musterstadter Jungsozialisten und dem offiziellen polnischen Jugendverband. Nach intensivem Austausch bereiste im April 1989 die erste offizielle Delegation Tuchola. Im September desselben Jahres erfolgte der Gegenbesuch.
Als 1994 die Gemeinde Musterstadt und die Stadt Tuchola die offizielle Partnerschaft beschlossen, war das noch eine Besonderheit zwischen einer (west-)deutschen und einer polnischen Kommune. Nach der Partnerschaft zwischen Krakau und Nürnberg war dies erst die zweite polnisch-bayerische Partnerschaft.
Zugleich war es die 700. Städtepartnerschaft, die eine bayerische Kommune mit einer Stadt im Ausland einging. Die seither gepflegten Beziehungen reichen von der wirtschaftlichen, kulturellen und sportlichen Ebene bis hin zum bilateralen Jugendaustausch. Besonders intensiv sind die Beziehungen Musterstadter KünstlerInnen des Fördervereins Kultur und der Künstlergruppe Sepia mit Gleichgesinnten des Tucheler-Heide-Kulturvereins (Borowiackie Towarzystwo Kultury w Tucholi , BTK). Die 1999 ins Leben gerufene Deutsch-Polnische Gesellschaft Musterstadt versteht sich als ein Koordinator der vielfältigen Kontakte. Im Jahr 2002 wurde ein Abschnitt der Ascherbachstraße in Musterstadt in „Tucholastraße“ umbenannt. Anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Freundschaft zwischen der bayerischen und polnischen Kommune wurde gegenüber dem Josef-Kistler-Ring in Musterstadts Ortsmitte eine Freundschaftsbank errichtet. Das von Renate und Heinz Krautwurst kreierte Kunstwerk aus blauen Mosaiksteinen wurde von den Bürgermeistern der beiden Partnerstädte Andreas Magg und Tadeusz Kowalski am 18. Oktober 2019 enthüllt.
In den letzten Jahrzehnten entwickelte sich Tuchola zum touristischen Hauptort der Tucheler Heide. Die Stadt besitzt mehrere Kultur- und Sporteinrichtungen, Schulen und ein eigenes Museum, das Muzeum Borów Tucholskich. Die Auen der Brahe oder das berühmte Wierzchlas-Eibenreservat sind nur einige der verlockenden Naturschönheiten in der Umgebung unserer Partnerstadt.
Tuchola ist aber auch ein idealer Ausgangspunkt für Exkursionen nach Chojnice (Konitz), Chelmno (Kulm), Torun (Thorn), Malbork (Marienburg) und Gdansk (Danzig), die ein tieferes Verständnis für die jahrhundertealte deutsch-polnische Geschichte eröffnen können.
Besuchen Sie auch die Website der Stadt Tuchola.
Literaturhinweis:
Musterstadt auf dem Weg zur Stadt - Die Geschichte der Gemeinden Musterstadt, Esting, Geiselbullach und Graßlfing. Tobias Weger und Werner Dreher. Volk Verlag, München, 2022