Rede zum Neujahrempfang 2020
 

Neujahrsempfang in der Kulturwerkstatt am Musterstadter Mühlbach am 24. Januar 2020
Rede von Bürgermeister Andreas Magg

Es gilt das gesprochene Wort! 

Ohne Verspätung, aber dafür etwas ungewöhnlich sind Sie heute begrüßt worden.

Regina Wallner und Graham Baxter haben das freundlicherweise für mich übernommen. Und den meisten von Ihnen sind diese Stimmen sicherlich bekannt vorgekommen. Seit über 10 Jahren sind die beiden die S-Bahn-München-Stimmen. Herr Baxter lebt seit 30 Jahren in Musterstadt und da ist es natürlich nicht verwunderlich, dass seine Lieblingsansage „Next Station Musterstadt“ ist.   

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

„Man sagt, am 1. Januar sei Neujahr. Punkt 24 Uhr sei die Grenze zwischen dem alten und dem neuen Jahr. Aber so einfach ist das nicht. Ob ein Jahr neu wird, liegt nicht am Kalender, nicht an der Uhr. Ob ein Jahr neu wird, liegt an uns. Ob wir es neu machen, ob wir neu anfangen zu denken, ob wir neu anfangen zu sprechen, ob wir neu anfangen zu leben.“

Mit diesen Neujahrsgedanken von Johann Wilhelm Wilms möchte ich Sie nun ganz offiziell im Namen der Stadt Musterstadt zum diesjährigen Neujahrsempfang willkommen heißen.

Gestatten Sie mir, einige Gäste unter Ihnen persönlich zu begrüßen.

Ich freue mich sehr, als Vertreter der Kirchen Herrn Pfarrer Steindlmüller vom Pfarrverband Esting/Musterstadt und Brigitte Biller von der Johanneskirche begrüßen zu dürfen.

Herr Landrat Thomas Karmasin verspätet sich leider ein wenig, wird aber auf jeden Fall im Laufe des Abends noch zu uns stoßen.

Ich begrüße ganz herzlich

·  die Abgeordneten des Bayerischen Landtags Herrn Benjamin Miskowitsch und Herrn Hans Friedl,

·  Frau Off-Nesselhauf aus dem Bezirkstag,

·  die Damen und Herren aus dem Kreistag,

·  meine Stellvertreter, die 2. Bürgermeisterin, Maria Hartl, und den 3. Bürgermeister, Fritz Botzenhardt,

·  Herrn Altbürgermeister Ewald Zachmann,

·  sowie alle weiteren Damen und Herren des Musterstadter Stadtrates, die heute anwesend sind.

·  Und nun natürlich Ihnen allen, den Vereinsvertreterinnen und -vertretern ein herzliches Willkommen und für Ihre Arbeit, Ihr Engagement und Ihr Herzblut, von dem letztlich ganz Musterstadt profitiert, ein großes Dankeschön! Schön, dass so viele von Ihnen heute gekommen sind.

· Besonders hervorheben darf ich in diesem Zusammenhang Herrn Hubert Lang, der über 60 Jahre Mitglied bei der Musterstadter Bereitschaft des Bayerischen Roten Kreuzes ist und auch heute im Alter von 80 Jahren immer noch bei Fragen und Anliegen beratend zur Seite steht. Herzlich willkommen!

· Ebenso hat sich Frau Rita Meyer für unsere Stadt eingebracht. 2012 gründete sie die Selbsthilfegruppe Musterstadt für Fibromyalgie-Kranke. Sie war Ansprechpartnerin über das Krankheitsbild für jedermann in der Region Fürstenfeldbruck, Dachau, München und Germering. Schweren Herzens musste sie 2019 aus gesundheitlichen Gründen das Amt als Gruppensprecherin niederlegen. Ich freue mich sehr, dass sie heute Abend bei uns ist.

· Namentlich darf ich außerdem Frau Hélène Sajons, die erste Vorsitzende der VHS Musterstadt, begrüßen. Im Rahmen eines internationalen Projekts der VHS war sie verantwortlich für die Fertigung eines 18 Meter langen Schals der Verbundenheit, den sie im vergangenen Jahr an die Europäische Kommission übergab. Ein bemerkenswertes Symbol für den europäischen Zusammenhalt!

Ich sage Dank für den musikalischen Empfang, den Ihnen heute ausnahmsweise die Blaskapelle bereitet hat, denn für die Musterstadter Blaskapelle ist 2020 ein ganz besonderes Jahr. Die Mitglieder feiern heuer ihr 100-jähriges Vereinsjubiläum, u.a. mit einem großen Jubiläumskonzert im November.

Darüber hinaus gestaltet Marisol Gruhn den heutigen Abend musikalisch mit. Das junge Talent ist gerade mal 9 Jahre alt und einer der Stars der Kreismusikschule.   

Zur Unterhaltung trägt heute außerdem noch Matthias Löw bei, den Sie vermutlich eher unter dem Namen Marc Lemmings kennen. Matthias ist 16 Jahre alt, Jungschauspieler, aber vor allem Zauberer. Die ersten Tricks brachte ihm damals sein Opa bei. Inzwischen tritt er professionell auf, nicht nur in Deutschland, sondern beispielsweise letztes Jahr auch in Prag. Lassen Sie sich verzaubern, wenn er als Marc Lemmings beim späteren Empfang an Ihren Tisch kommt und Sie zum Staunen bringt.

Zum Schluss heiße ich natürlich ganz besonders herzlich auch alle anderen unserer geschätzten Gäste willkommen, die ich nicht namentlich begrüßen konnte.

Schön, dass Sie gekommen sind.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

Der Jahreswechsel ist traditionell die Zeit der guten Vorsätze, der Rückblicke und der Frage, was für ein Jahr war es denn, war es ein gutes Jahr? Übrigens wissen Sie wie lange statistisch gesehen Vorsätze halten? Einen Tag bis einen Monat!

Mit dem diesjährigen Jahreswechsel ging ja nicht nur ein weiteres Jahr zu Ende, sondern ein ganzes Jahrzehnt. Das zweite Jahrzehnt des neuen Jahrtausends.

Wenn wir nun Bilanz ziehen wollen, dann sogar für zehn Jahre, für ein ganzes Jahrzehnt. Ja wie war es denn das zweite Jahrzehnt des neuen Jahrtausends? War es gut, schlecht, normal?

Eine allumfassende, allgemeingültige und dabei gleichsam reduzierte Antwort darauf geben zu wollen - gut, schlecht, normal - ist wohl vermessen. Dafür gibt es zu viele Ebenen: Sprechen wir von uns persönlich, für unser Umfeld, über unsere Umwelt, unsere Heimatstadt, das Land oder die Welt?

Ersteres gelingt wohl am ehesten, ist aber natürlich sehr subjektiv und muss jeder von Ihnen für sich selbst ganz persönlich beantworten. Wie war Ihr Jahrzehnt?

Wenn Sie jetzt eher sagen würden, es war recht normal, mit Höhen und Tiefen, dann müssten wir aber noch die Frage klären, was ist denn eigentlich normal? Ist normal eher gut, eher schlecht oder ist es der Zustand, in dem sich positive und negative Erlebnisse und Lebensereignisse aufwiegen?

Gerade am Ende des vergangenen Jahres habe ich mir persönlich darüber einige Gedanken gemacht. Eigentlich war mein persönliches Jahr 2019 ziemlich normal. Besonders deutlich wurde mir das zunächst in der Vorweihnachtszeit.

Die stimmungsvolle Weihnachtsbeleuchtung in Musterstadt – erstmalig übrigens klimaschonend mit LED – der gut besuchte, gemütliche Christkindlmarkt, volle Geschäftsstraßen, intensive, aber sehr effektive Sitzungen und Beratungen für den städtischen Haushalt 2020 mit einem Gesamtvolumen von 85 Millionen Euro, über 30 schöne und abwechslungsreiche Advents- und Vorweihnachtsfeiern, die ich besuchen durfte, die staunenden und auch etwas ängstlichen Kinderaugen meiner beiden Töchter als bei uns der Nikolaus im Wohnzimmer stand und dann ein Weihnachtsfest mit der Großfamilie.

Eigentlich alles wie immer, Normalität, also alles ganz normal.

Manch einer könnte da durchaus auf die Idee kommen, das sei vielleicht ein wenig eintönig, weil gewöhnlich? 
Die Soziologie spricht tatsächlich von Normalität als eine Art von Selbstverständlichkeit.  

Ich habe für mich jedoch gedacht, zum Glück ist eigentlich alles ganz normal gewesen! Denn selbstverständlich, ist das so eben ganz und gar nicht. 
Das wird einem immer dann schmerzlich bewusst, wenn Schicksalsschläge uns oder unser Umfeld hart treffen. Von Normalität ist da dann keine Spur mehr.     

Normalität, meine sehr verehrten Damen und Herren, ist also nicht der Normalfall. Normalität ist ein Glücksfall!

Wenn Sie mir dahingehend zustimmen wollen, dann hoffe ich für Sie alle, dass Sie für sich sagen können, es war ein normales, vielleicht sogar gutes Jahrzehnt mit einem normalen oder eben auch guten 2019 als Abschluss!

Ganz persönlich erlauben Sie mir noch die Anmerkung, dass ich dank einer wunderbaren Frau, die mir den Rücken freihält, zwei gesunden und lebensfrohen Töchtern, einem starken Familienverbund, einem Beruf und verschiedenen Ehrenämtern, die mich vollends aus- und erfüllen, sagen darf, es war ein gutes Jahrzehnt und ich freue mich auf das Kommende!

Allen anderen, die nicht so viel Glück gehabt haben, wünsche ich von Herzen, dass 2020 ein guter, gesunder und glücklicher Auftakt eines ebenso positiven neuen Jahrzehntes wird!

Auch für unsere Stadt, unsere gemeinsame Heimat, möchte ich den Wunsch aussprechen, dass sie sich auch im kommenden Jahrzehnt von ihrer besten Seite zeigen kann, dass es weiterhin gelingen mag, sich positiv zu entwickeln, eine offene Bühne, eine stabile Basis ist, die den Bedürfnissen ihrer BewohnerInnen gerecht wird und Raum gibt für die Entfaltung der unterschiedlichsten Lebensentwürfe aller Menschen, denen sie Heimat ist.

Dass uns das in den letzten Jahren ordentlich gelungen ist, zeigt das Ergebnis einer jüngst vom deutschen Städtebund veröffentlichten Studie, in der Musterstadt unter allen Städten Deutschlands mit der positivsten Gesamtentwicklung für die BürgerInnen den 24. Platz erreicht hat. Das macht stolz und ist zugleich Ansporn! 

Die große Herausforderung insbesondere auch für die kommunale Politik des anstehenden Jahrzehnts wird es meiner Meinung nach sein, es zu schaffen, in einer äußerst schnelllebigen, hoch mobilen, flexiblen und auch komplexen, weil vernetzten, globalisierten Welt eine - und Sie verzeihen mir den englischen Begriff „Homebase“ - eben lebenswerte und attraktive Heimat zu sein!

Ein Gefühl zu geben von Geborgenheit, von Wohlfühlen, von Angekommen sein, ein sicherer Hafen mit reichhaltigen Angeboten und vielen Möglichkeiten, aber keine Trutzburg.

Nur wer weiß, wo er herkommt und wo er hinkann, wer auf einer festen Basis steht, innerlich gefestigt ist, wird sich in der grenzenlosen, offenen und schnelldrehenden Welt frei und furchtlos bewegen und gut zurecht finden können!

All jene, werden sich nicht einfangen lassen durch ebenso schnelle, weil einfache und trotzdem falsche Antworten. Weil diese Menschen eben keine Angst um sich, ihre Familien, ihre Existenz, das Dazugehören, die Teilhabe, das nicht abgehängt sein und all diese Fragen haben müssen oder sie zumindest nicht in den Mittelpunkt ihres Denkens und Handelns rücken.

Heimat sein, Homebase sein, im modernsten und nicht antiquierten Sinne, das ist die Aufgabe einer bürgerorientierten, liberalen und gleichsam sozialen Kommunalpolitik des neuen Jahrzehnts.

„Heimat ist Tiefe, nicht Enge“, wird der österreichische Volkskundler Hanns Koren zitiert und er trifft damit mein ganz persönliches Gefühl von Heimat.

Ein berühmter Song von Herbert Grönemeyer dagegen trägt die prägnanten Textzeilen: „Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gefühl.“ Das wiederum scheint meinen vorherigen Äußerungen etwas entgegenzustehen. Am Ende meiner Rede meine ich aber, dass auch diese Aussage stimmt und kein Widerspruch sein muss.

Dieses Ziel zu erreichen und das im globalen Kontext, in der digitalen und globalisierten Welt, in Bezug auf die großen Herausforderungen z. B. den Erhalt unserer Umwelt, des Klimas und damit unserer hohen Lebensqualität kann aber Politik nicht alleine schaffen.

Es ist die Stadtgesellschaft als Ganzes, die es ausmacht. Dies untermauert bereits der Begriffsursprung von Kommune, nämlich das lateinische Communio, das übersetzt schlichtweg Gemeinschaft bedeutet. Die Kommune macht eben ihre vielen engagierten Mitbürgerinnen und Mitbürger aus, von denen jede und jeder an seiner Stelle ein kleinerer oder größerer Mosaikstein des Ganzen, der Gemeinschaft bedeutet.

Und insbesondere Sie, die ich heute Abend eingeladen habe, sind ein ganz wesentlicher Bestandteil unserer Gemeinschaft.

Sie, die mit Ihrem Wirken und Ihrem großen Engagement dafür sorgen, dass unsere Einwohnerinnen und Einwohner, sicher, frei, umsorgt, betreut, gebildet, unterstützt, gefördert, versorgt, selbstbestimmt, abgesichert und zufrieden leben können.

Dafür möchte ich Ihnen heute im Namen der Stadt, aber auch ganz persönlich meinen herzlichen Dank aussprechen, verbunden mit der Bitte, dieses Engagement auch in Zukunft, trotz so mancher neuer Herausforderungen und Widrigkeiten, einzubringen.

Wir werden Sie alle brauchen!

Lassen Sie mich an dieser Stelle etwas konkreter werden und gleichsam auch dem Stadtrat Dank sagen, dafür dass wir nach meiner Wahrnehmung gemeinsam die Zeichen der Zeit frühzeitig erkannt und die Weichen so gestellt haben, dass unser Musterstadt gerüstet ist für die Aufgaben der Gegenwart und der Zukunft, insbesondere auch dahingehend, was ich Ihnen vorhin als die übergeordnete Aufgabe beschrieben habe: Heimat zu sein, ein Ort, an dem man sich wohlfühlt!

Um das zu erreichen, wurden mutige Entscheidungen getroffen. 170 Millionen Euro wurden allein in den letzten zehn Jahren in unsere Stadt und damit in uns und unsere Zukunft investiert.

Die größten Investitionen für die Kleinsten in unserer Stadt. Die Grundschulen wurden und werden erweitert, saniert und modernisiert. Die digitale Welt hat mit Ipads und Smart-Boards Einzug gehalten. Ich durfte mich erst kürzlich von dieser enormen Bereicherung für die Ausbildung unserer Kinder überzeugen. Neben der unverzichtbaren Kompetenzvermittlung für diese technischen Endgeräte hat mich besonders fasziniert, wie kreative Gruppendynamiken und vor allem der Teamgedanke und die gegenseitige Hilfsbereitschaft quasi spielerisch um den Bildschirm herum entstehen.

Gerade weil heute auch Verantwortliche der Landespolitik anwesend sind, will ich neben der großen Freude, dass es uns gelungen ist, unsere Schulen bereits heute so zukunftsfähig gemacht zu haben - und da will ich neben den SchulleiterInnen vor allem auch ein paar sehr engagierten Mitarbeitern in der Stadtverwaltung danken - doch eines deutlich machen:

Moderne IT zu beschaffen ist das eine, sie tagtäglich am Laufen halten, Funktionsfähigkeit, Einsatzbereitschaft und Sicherheit gewährleisten das andere. Das kann nicht die alleinige Aufgabe der Städte und Gemeinden sein. Hier ist der Staat in der Pflicht, denn wir sprechen hier mittelfristig von sehr vielen Millionen, die nötig sein werden, damit die Technik up to date bleibt und so funktioniert, dass sie auch gewinnbringend genutzt werden kann.

Eine neue Mittelschule entstand mit einer Mehrzweckhalle, die wahlweise von der Sporthalle, zum Konzertsaal, der Festhalle und dem Ballsaal verwandelt wird, durch übrigens großartiges, beinah perfektionistisches Engagement einiger Vereine an deren jeweiligen Veranstaltungen!   

Die Zahl der Kinderkrippen und –gartenplätze hat sich vervielfacht. Der andauernde Kampf um ausreichend und vor allem gut qualifizierte Fachkräfte mit allen Mitteln gefochten. Alles in allem noch mit gutem Erfolg. Aber auch hier muss uns klar sein, unsere Schwerter werden stumpfer, der Bedarf an Betreuung der Kinder von Geburt bis über das 10. Lebensjahr hinaus steigt stetig, nicht aber die Zahl der verfügbaren Fachkräfte! 

Mit einer bayernweit einmaligen Erlebnisbücherei in Esting ist es gelungen, nicht nur das Stadtteilzentrum deutlich aufzuwerten, sondern einen besonderen Ort der Begegnung zu schaffen, in dem man sich wohlfühlen und gleichzeitig etwas für die Seele und den Verstand tun kann. Hier möchte ich mich insbesondere bei unserem Büchereileiter Herrn Wagner, Herrn Rackl und beim ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Herrn Knörr bedanken, die meiner Idee letztlich zur Umsetzung verholfen haben.

Auch im Stadtteil Geiselbullach ist eine attraktive Mitte entstanden, mit einem stimmigen Ensemble aus Wohnen, Maibaumplatz, Kapelle mit kleinem Vorplatz und dem dazugehörigen Schloss.

Durch die anstehende Entwicklung des neuen Innenstadtquartiers an der Paulusgrube wird es gelingen einen neuen Identifikationspunkt zu schaffen. Eine lebendige und attraktive Symbiose aus Mobilitätsdrehscheibe, Einkauf, Gastronomie, öffentlicher Verwaltung, zentralem Wohnen, Platz- und Grünflächen in Mitten Musterstadts. Und das große Ziel rückt beharrlich näher, insbesondere auch den Schandfleck, manche nennen ihn noch Bahnhof, durch moderne Architektur zu ersetzen. Wie sich Bahnhof und öffentlicher Nahverkehr in Musterstadt von den 30gern bis hinein in die 80er Jahre entwickelt haben, zeigt unsere Bildergalerie im Erdgeschoss, für die ich mich bei Frau Steer sehr herzlich bedanken möchte.   

Mit dem im Frühjahr beginnenden Bau des Caféhauses am Nöscherplatz werden auch um unseren, sich durch seinen Umbau so vielfach bewährten Platz, weitere Aufenthaltsqualitäten entstehen.

Auch wenn Verkehr in einer Stadt wohl immer Thema Nummer eins ist, so kann man auch diesbezüglich auf ein Jahrzehnt zurückblicken, in dem sich viel getan hat. Jährlich werden rund 1 Mio. Euro in den Unterhalt von Straßen und Wegen gesteckt.

Die Zahl der Linien, der Fahrgäste und die Taktung bei den Bussen in der Stadt haben sich erheblich gesteigert. Die hohe Nutzungsdichte hat den weiteren Ausbau finanziell möglich gemacht, was bedeutet, dass die lang ersehnte Innenstadtlinie nun bald Realität werden wird. Mittels Car-Sharing und dem Ausbau der Elektromobilitätsinfrastruktur, dem regionalen MVG-Radleihsystem, Fahrradstraßen und dem Shared-Space-Modell mindestens im neuen Bahnhofsviertel werden wir weiterhin die Verkehrswende vorantreiben.

Gerade in Musterstadts-Mitte, dessen Verkehre maßgeblich innerörtliche Verkehre sind, sollte es uns doch gemeinsam gelingen unseren ökologischen Fußabdruck deutlich zu reduzieren.

Für mehr Klima- und Umweltschutz wurden und werden Millionen aufgebracht. Durch die Beheizung mittels Fernwärme werden bereits heute 6.000 Tonnen CO2 eingespart. Der Gewerbepark Geiselbullach, in dem mittlerweile rund 1.000 Arbeitsplätze entstanden sind, ist energieautark dank Fernwärme und Fotovoltaik auf den Dächern. Im letzten Abschnitt sollen dort neben der Möglichkeit von Kurzurlaub und Wellness zu Hause auch viele kleinere und mittelständische Unternehmen eine Heimat finden.

Durch die Unterstützung der regionalen Erzeugung, unter anderem durch das so in Bayern erstmalig genehmigte Sondergebiet Grüne Höfe in Esting und die Zertifizierung zur Fairtrade-Stadt, sind wir uns der Verantwortung für die Welt, aber insbesondere auch für den Erhalt unserer Umwelt vor Ort sehr bewusst.

Mit einer Investition von über 20 Mio. Euro wird die Stadt neuen bezahlbaren Wohnraum schaffen. Sicherlich ein Tropfen auf den heißen Stein, aber steter Tropfen höhlt den Stein. Das Einheimischen Modell war eine weitere Möglichkeit, die genutzt wurde, trotz europarechtlicher Schwierigkeiten.

Ohne privates Geld wird der Dampf im Wohnungskessel aber bestehen bleiben. Deswegen freue ich mich über Genossenschaftsmodelle und private Investoren, die im Rahmen der beschlossenen sozialen Bodennutzungsinitiative der Stadt, vergünstigten Wohnungsbau realisieren werden.

Den Lebenden und den Verstorbenen gleichermaßen soll der Paradigmenwechsel in der Friedhofsgestaltung hin zu parkähnlichen Anlagen, die einen würdigen Ort für die letzte Ruhestätte, für trauernde Angehörige, aber auch für alle Menschen, die Ruhe und Besinnung in unserer lauten Zeit suchen, bieten.

Moderne Feuerwehren und der langfristige Erhalt der Polizei vor Ort sind unverzichtbare Bestandteile, um sich sicher und wohl zu fühlen.

All das und noch vieles mehr hat und wird erhebliche Gelder benötigen, die Ansprüche der Stadtgesellschaft werden auch weiterhin ansteigen.

Das Geld dafür, meine sehr geehrten Damen und Herren, fällt aber nicht vom Himmel. Es ist Ihr Steuergeld, es sind Ihre Gebühren, die Sie bezahlen und es sind die versteuerten Gewinne der Unternehmen in dieser Stadt. Letztere haben sich allein seit 2014 um 70 % gesteigert.

Auch dafür möchte ich einmal danke sagen und Ihnen versichern, dass wir sorgsam und zielgerichtet damit haushalten!

Eine, wenn nicht vielleicht die wichtigste Entscheidung des Stadtrats des letzten Jahrzehnts war, in der Stadtentwicklung die Qualität vor die Quantität zu stellen. Der aktuelle Flächennutzungsplan sieht ein bescheideneres Wachstum der Bevölkerung vor. Er hilft dieser Stadt sich ein wenig zu konsolidieren. 

Denn neben der Notwendigkeit attraktive und bedarfsorientierte Räume und Orte zu schaffen, sowie der notwendigen Infrastruktur, ist es doch für eine Stadt wie Musterstadt entscheidend, dass sie erkennbar bleibt, nicht beliebig und austauschbar wird, dass die Menschen, die hier leben und insbesondere die neu hinzukommen, Zeit haben sich zu integrieren und sich mit ihr identifizieren.

Eine gute Gemeinschaft und ein hohes Gemeinwohl ist nur dort möglich, wo sich Menschen zugehörig, wo sie sich verbunden fühlen. Wo sie dann letztlich auch bereit sind sich einzubringen.

Ganz einfach gesagt, da, wo sie sich beheimatet fühlen.

Meine Damen, meine Herren, ist Heimat nun also doch nur ein Gefühl, wie Herbert Grönemeyer meint und eben kein konkreter Ort?

Ich meine, das eine funktioniert nur mit dem anderen zusammen. Denn ohne einen Ort, der etwas in einem bewirkt, weil er Erinnerungen sichtbar werden, Bilder entstehen lässt, weil man ihn sehen, spüren und riechen kann, Raum und Rahmen gibt, ohne einen Ort kann es kein Heimatgefühl geben.

Es ist also Aufgabe von uns allen einen Ort, eine Stadt, Räume und Plätze zu schaffen und gleichsam Bestehende zu bewahren, die uns gute Gefühle geben, tiefe Heimatgefühle, ohne Enge!

Wenn uns das gemeinsam weiterhin gut gelingt, dann bin ich mir sicher, wird es nicht nur ein normales, sondern ein sehr gutes Jahrzehnt für unsere schöne Stadt!

Freuen Sie sich nun mit mir auf herausragende Persönlichkeiten aus unserer Mitte die wir ehren wollen und nochmal auf Marisol Gruhn am Flügel! Vielen Dank!